Linzer Torte

Die Linzer Torte.

Monodrama in einem Aufzug. Ohne happy end.

Person: die Linzer Torte.

Erste (und letzte) Szene.
Küche. Zutaten und Geschirr liegen überall. Die Linzer Torte ist fast fertig, sie liegt schon auf dem Pult und wartet ungeduldig auf die Krönung: auf die Deko aus Mandeln.

Na, endlich. Mir war schon zu heiß da drinnen und hab mir gedacht, sie haben mich vergessen. Der Blonde mit der komischen „Hier kocht der Chef“-Haube und der kleine Zappelphilipp, der ein bisschen komisch deutsch spricht. Aber endlich haben sie mich gerettet. Jetzt bin ich göttlich weich und so schön braun, wovon die zwei auch im August nur träumen können. Und bin natürlich ungeduldig. Sie stehen über mir und diskutieren, ob ich schon zur Krönung bereit bin. Statt quatschen könnten sie mich endlich vollenden.

Oh, ja! Da sind sie! Die gehobelten Mandeln!

Aber was tut er denn mit denen? Sch***e! Sie sind nicht angeröstet!

Ok, vergessen wir es! Anfängerfehler, nicht so tragisch!

Aber was jetzt passiert, verstehe ich überhaupt nicht. Was bedeutet dieser große Schwung mit der Schüssel? Oh mein Gott! Er ist echt ein Anfänger! Ich glaube, ich werde keine Krone, sondern einen Mantel bekommen.

Es ist soweit. Ich schaue total hässlich aus. Vor einer Minute habe ich noch schöne Gitter gehabt, jetzt sieht man nichts mehr davon! Statt meinen knusprigen Rand mit Mandelblättern zu belegen, hat er meinen ganzen Körper bestreut.

Mein ziemlich entfernter Verwandter, namens SHAKE-speare, oder etwas ähnliches, hat einmal geschrieben: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.“ Ich habe das Nichtsein gewählt. Will so schnell wie möglich die Vernichtung. Die Vernichtung in einem Magen und das Staffelholz weitergeben. Die Nächste wird vielleicht besser wegkommen.

Schau-schau! Der Zappelphilipp springt schon hin und her und beteuert, dass ich überhaupt nicht so ausschauen sollte und dass sie alles falsch gemacht haben. Gut. Der Haubenkoch ist einverstanden. Es gibt doch eine Hoffnung für meine Nachfolgerin. Aber solange, wie ich hier bin, wird es keine andere Linzer Torte geben.

Auf die Gabel, in den Mund! Ruhe in Frieden!

ENDE

//Nachwort: Wir haben später die Dekoration richtig gemacht, hier sieht man das Ergebnis.//

Das Grundrezept ist angelehnt an das Rezept von Eckart Witzigmann.

Zutaten für 1 Springform von 28 cm Durchmesser:

200 g Butter
150 g Staubzucker
50 g Vanillezucker
1 TL gemahlener Zimt
1 Prise gemahlene Nelken
1 Prise Salz
Saft und abgeriebene Schale von 1/2 unbehandelten Zitrone
20 ml Kirschwasser
3 Eier
1 Eigelb
1 TL Hirschhornsalz
1 TL Milch
150 g mit der Schale geriebene Mandeln
130 g Roggenmehl
Oblaten
250 g eingemachte Preiselbeeren (schwedische)
3 bis 4 EL Marillenmarmelade (von Staud’s)
30 g gehobelte, leicht geröstete Mandeln

1. Die Butter mit dem Staubzucker, dem Vanillezucker, den Gewürzen, dem Salz, der Zitronenschale und dem Kirschwasser schaumig schlagen.
2. Nach und nach die Eier und zum Schluss das Eigelb unterrühren.
3. Das Hirschhornsalz in der Milch auflösen.
4. Mandeln und 100 g Mehl vermischen.
5. Den Backofen auf 180 Grad vorheizen, die Backform einfetten und leicht mit Mehl bestäuben.
6. Die Mandel-Mehl-Mischung und das aufgelöste Hirschhornsalz kurz und kräftig mit dem Schneebesen unter die Schaummasse rühren.
7. 3/4 des Teiges in die Springform füllen und glattstreichen.
8. Den Teig mit Oblaten belegen und die Preiselbeeren gleichmäßig darauf verteilen.

TIPP: Die Preiselbeermarmelade nicht ganz bis zum Rand verstreichen, sonst rinnt sie beim Backen über den Teig und verbrennt!

9. Unter den übrigen Teig das restliche Mehl ziehen und mit einem Spritzbeutel ein Gitter auf die Torte spritzen.
10. Die Form auf die unterste Schiene im Backofen stellen und die Hitze auf 170 Grad herunterschalten. Die Torte ca. 35 Minuten backen.
11. Aus dem Ofen nehmen, sofort mit der heißen Marillenmarmelade bestreichen, mit den gehobelten Mandeln bestreuen und im Ring erkalten lassen.

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